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Schuppenflechte: Psyche & Soziales

 

Schuppenflechte ist nicht „nur“ eine Hauterkrankung und hat oft nicht ausschließlich körperliche Folgen. Auch die Psyche kann in unterschiedlicher Weise durch die Schuppenflechte beeinträchtigt werden. Hinzu kommt, dass viele Lebensbereiche durch die Psoriasis belastet werden können. Wenn Sie Schuppenflechte haben, ist eine wirksame Behandlung die wichtigste Voraussetzung dafür, dass Sie im alltäglichen Leben möglichst wenig durch die Erkrankung eingeschränkt werden. Zusätzlich ist es empfehlenswert, dass Sie selbst positive Impulse setzen, um im Gleichgewicht mit der Schuppenflechte zu leben.

Frau mit Psoriasis betrachtet sich im Spiegel

 

Hoher Leidensdruck durch äußeres Erscheinungsbild

Schuppenflechte ist nicht ansteckend. Dennoch begegnen Menschen mit Psoriasis noch immer Vorurteile und Ablehnung. Das ist besonders dann der Fall, wenn die Hautveränderungen für jeden sichtbar sind, z. B. am Kopf, im Gesicht oder an den Händen. Die erkrankte Haut entspricht nicht dem gängigen Schönheitsideal und viele Menschen mit Schuppenflechte haben schon Ausgrenzung oder Spott erlebt.

Eine Umfrage des Deutschen Psoriasis Bundes zeigt, dass Schuppenflechte viele Lebensbereiche belasten kann. Das sind insbesondere Situationen, in denen die Plaques auf der Haut unfreiwillig Blicke auf sich ziehen. Dazu gehören der Kleiderkauf, ein Friseur- oder Schwimmbadbesuch sowie sportliche Aktivitäten. Die psychische Belastung wird dann häufig als schwerwiegender empfunden, als die körperlichen Beschwerden. Vielleicht teilen auch Sie diese Erfahrung.

Scham, sozialer Rückzug oder ein Gefühl der Hilflosigkeit können die Folge sein. In vielen Fällen führt Psoriasis zu einer wesentlichen Einschränkung der Lebensqualität. Auch die Psyche kann beeinträchtigt werden – bis hin zur Depression. Der Schweregrad der Schuppenflechte steht dabei nicht unbedingt im Verhältnis zur Ausprägung der psychischen Belastung. So können kleine sichtbare Hautveränderungen gravierender sein als große betroffene Hautbereiche, die von der Kleidung verdeckt sind.

Doch was hilft dabei, soziale Kontakte zu pflegen, sich auch im Schub nicht aus dem Alltagsleben zurückzuziehen und die Arbeitsfähigkeit zu erhalten? Ein offener Umgang mit der Schuppenflechte sowie eine aktive Krankheitsbewältigung können dabei unterstützen, im Gleichgewicht mit der Psoriasis zu leben. Sich gut über die Hauterkrankung zu informieren kann Ängste und Unsicherheiten abbauen. Wenn Sie Menschen in Ihrem Umfeld die Psoriasis erklären, kann das helfen, Missverständnisse und Vorurteile zu vermeiden.

Stress und Schuppenflechte: Den Kreislauf stoppen

Stress und Schuppenflechte stehen häufig in einem engen Zusammenhang. Stress kann ein auslösender Faktor der Psoriasis sein und auch zu neuen Schüben führen. Auf der anderen Seite wird die Hauterkrankung selbst häufig zum Stressfaktor, der die Schuppenflechte verschlimmert. Wird dies wiederum zur Belastung, entsteht ein regelrechter Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt.

Jeder Mensch mit Schuppenflechte reagiert anders auf Belastungen. Wenn Sie zu den Betroffenen zählen, die nach belastenden Situationen eine Verschlechterung des Hautbildes feststellen, sollten Sie etwas unternehmen. Der effektivste Weg gegen Stress ist die Vermeidung – es  lassen sich aber natürlich nicht alle Ursachen von Stress einfach umgehen. Stressbewältigung kann daher helfen, die Belastung zu minimieren. Das bedeutet, nicht die Stressquelle selbst wird verändert, sondern die eigene Einstellung und der Umgang mit der Situation. Das Erlernen einer gezielten Entspannungstechnik oder auch positive Strategien der Krankheitsbewältigung können dazu beitragen, Stress besser zu verarbeiten.

 

Selbsthilfe bei Schuppenflechte: Gemeinsam neue Perspektiven finden

Eine gute Stütze im Umgang mit der Schuppenflechte können andere Betroffene sein. In der Selbsthilfe haben Sie die Möglichkeit, sich mit Menschen auszutauschen, die genau wissen, was das Leben mit Psoriasis bedeutet. Zu sehen, wie andere die Herausforderungen der Hauterkrankung meistern, kann neue Perspektiven eröffnen und auch Sie können mit Ihren Erfahrungen anderen weiterhelfen. Den persönlichen Austausch vor Ort bieten Selbsthilfegruppen. Im Internet gibt es weitere Möglichkeiten für den Erfahrungsaustausch: Internetforen, Facebook-Gruppen oder Blogs laden ein, Kontakte zu anderen Menschen mit Psoriasis zu knüpfen. Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch bietet zum Beispiel der Deutsche Psoriasis Bund und das Schuppenflechte-Portal Farbenhaut.

Einmal jährlich, am 29. Oktober, lenkt der Welt-Psoriasistag die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema Schuppenflechte. Ziel des internationalen Aktionstages zur Psoriasis ist es, aufzuklären, Vorurteile abzubauen und auf Defizite in der medizinischen Versorgung der Hauterkrankung hinzuweisen. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht Handlungsbedarf bei der Schuppenflechte. In ihrem globalen Report zur Psoriasis betont die WHO, dass es sich bei Schuppenflechte um ein komplexes Krankheitsbild handelt, das nicht nur die Haut betrifft.

Psoriasis in der Öffentlichkeit: Prominente mit Schuppenflechte

Zu den mehr als 125 Millionen Menschen mit Schuppenflechte weltweit zählen auch einige sehr bekannte Gesichter. Prominente aus der Vergangenheit wie Winston Churchill, Romy Schneider, John Updike oder Vladimir Nabokov hatten Psoriasis. Heute sind es zum Beispiel der Schauspieler Sky du Mont, der Rapper Sido, die ehemalige Profifußballerin Ariane Hingst, Reality-TV-Sternchen Kim Kardashian oder auch Topmodel Cara Delevingne, die offen über ihre Schuppenflechte sprechen.

Indem bekannte Persönlichkeiten die Hauterkrankung öffentlich machen, tragen sie dazu bei, Vorurteile und Berührungsängste abzubauen. Sie machen zudem anderen Betroffenen Mut, sich nicht zu verstecken. Die prominenten Beispiele zeigen, dass ein selbstbewusster und offener Umgang helfen kann, die Psoriasis als Teil des Lebens zu akzeptieren. Wenn Sie Schuppenflechte haben, wissen Sie, dass die Hautkrankheit so manche Herausforderung bereithält. Mit der richtigen Unterstützung und Lebensweise kann es trotzdem gelingen, aktiv, selbstbestimmt und positiv durchs Leben zu gehen.

 

Schuppenflechte: Auch das Umfeld ist betroffen

Wenn Sie die Diagnose Schuppenflechte erhalten, müssen Sie Schritt für Schritt Ihren Weg mit der Erkrankung finden. Doch auch für Ihr Umfeld – Familie, PartnerIn oder Freunde – kann die Psoriasis eine Veränderung bedeuten. Ihre Angehörigen müssen ebenfalls lernen, mit der Erkrankung umzugehen. Mit einer chronischen Erkrankung wie der Schuppenflechte ist der Rückhalt des persönlichen Umfelds besonders wichtig. Aufklärung und ein offener Umgang mit der Psoriasis können einen wichtigen Beitrag leisten, gemeinsam mit dieser Herausforderung gut zurechtzukommen. Offenheit kann dazu beitragen, dass Ihr Umfeld besser versteht, wie es Ihnen geht. Sagen Sie ehrlich, was Sie belastet und welche Unterstützung Sie sich wünschen. Manchmal lassen sich auch Missverständnisse vermeiden. Jemand in Ihrem nahen Umfeld meidet das Thema Schuppenflechte? Vielleicht fürchten Sie, dass es sich um Desinteresse oder Abneigung handelt – womöglich traut sich die Person aber auch einfach nicht, darüber zu sprechen. Wenn alle Beteiligten gut darüber informiert sind, was Schuppenflechte ist und wie sie behandelt wird, kann das auf beiden Seiten zum gegenseitigen Verständnis beitragen.

 

Beruf und Arbeitsleben mit Schuppenflechte

Das Arbeitsleben ist für viele Menschen ein wichtiger Lebensbereich: Die Ausübung des Berufs bedeutet häufig – neben der Existenzsicherung – auch ein Stück Lebensqualität. Schuppenflechte kann jedoch das Berufsleben beeinflussen. Fehlzeiten aufgrund der Erkrankung oder eine eingeschränkte Arbeitsfähigkeit zählen zu den möglichen Folgen der Psoriasis. Mit Schuppenflechte gibt es einige Aspekte im Berufsleben, auf die Sie achten können, um Einschränkungen entgegenzuwirken. So kann das Thema Hautschutz bei der Arbeit wichtig sein. Das ist der Fall, wenn die Haut im Beruf besonderen Reizungen ausgesetzt ist, zum Beispiel durch den Kontakt mit Chemikalien, ständiger Feuchtigkeit oder auch Reibung. Schutzhandschuhe oder spezielle Berufskleidung können dann Schutz bieten, damit die Haut nicht zusätzlich gereizt wird und sich die Beschwerden womöglich verschlimmern.

Ob Sie mit Kollegen oder auch den Vorgesetzten über die Schuppenflechte sprechen, ist Ihre persönliche Entscheidung, die Sie individuell treffen sollten. Generell sind Sie nicht verpflichtet, Ihrem Arbeitgeber über die Psoriasis zu informieren. Viele Menschen mit Schuppenflechte haben jedoch die Erfahrung gemacht, dass es den Arbeitsalltag erleichtert hat, nachdem sie offen über Ihre Erkrankung gesprochen haben. So kann es zum Beispiel eine Entlastung und weniger Stress bedeuten, die Plaques nicht verstecken zu müssen. Offenheit im Arbeitsumfeld kann zudem helfen, Vorurteilen vorzubeugen. Auch um Hürden am Arbeitsplatz aus dem Weg zu räumen – etwa, wenn Hautschutzmaßnahmen notwendig sind – ist in der Regel ein offener Umgang mit der Schuppenflechte notwendig.

 

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Quellen:
 Augustin M, Chapnik J, Gupta S et al. Psoriasis verursacht hohe Kosten, mindert die Produktivität am Arbeitsplatz und verringert die Lebensqualität. Akt Dermatol 2011; 37: 353–359.
 Meffert H, Rowe E: Psoriasis – Politik – Kunst – Mode – Krankheitsbürde – Lebensqualität, in: Kleine Kulturgeschichte der Haut, hrsg. V. Jung EG, Darmstadt 2007, S. 84–94.
 Schmid-Ott G, Schallmayer S. Psychosoziale Konsequenzen der Psoriasis. Akt Dermatol 2006; 32: 221–225.
 World Health Organization (Hrsg.). Global report on Psoriasis. Geneva 2016.

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